Die Stern Story
Melodie & Rhythmus 09/1988
Autor:Stefan Lasch
STERN
MEIßEN:
ein
Begriff
in
der
Rock
–und
Popszene
der
DDR
seit
25
Jahren.
Martin
Schreier,
einer
der
verbissensten
und
hartnäckigsten
Bandchefs
hat
es
geschafft,
trotz
aller
stilistischen
und
organisatorischen
Unwegsamkeiten
der
Musikszenerie,
immer
eine
spielfähige
Band
zu
haben.
Die
Musikanten
wechselten
mit
steter
Regelmäßigkeit,
Fachleute
sparten
nie
mit
Skepsis
und
guten
Ratschlägen,
die
Fans
aber
hielten Treue.
Obwohl
ein
Vierteljahrhundert
für
eine
Rockband
schon
ein
bemerkenswertes
Alter
ist
(nur
"Omega"
aus
Ungarn,
die
"Rolling
Stones"
oder
"Status
Quo"
können
da
noch
mithalten),
nahm
dich
Gedrucktes
über
die
Meißner
STERNE
relativ
bescheiden
aus.
Selbst
gut
geführte
Artikel
geben
lediglich
rund
drei Dutzend Artikel her.
Schon
die
Überschriften
spiegeln
anschaulich
den
Werdegang
von
STERN
MEIßEN
wider.
So
machte
die
Wochenpost
Nr.5/77
einen
Beitrag
über
die
STERN
COMBO
MEIßEN
mit
den
Worten:"
Sechs
vernünftige
Personen“
auf.
Die
Sächsische
Zeitung
vom
8.12.78
wusste:„
Mit
Rock
`n`
Roll
fing
alles
an"
und
das
ND
vom
18.1.79
konstatierte:
"Mit
dem
Können
wuchs
der
Mut
zu
Eigenem"
.
Im
Herbst
des
gleichen
Jahres
meldete
die
Ostseezeitung:"
STERN
COMBO
MEIßEN
mit
neuem
Konzertprogramm"
.
Am
22.5.1982
setzte
Waltraud
Heinze
über
ein
Gespräch,
dass
sie
mit
STERN
MEIßEN
im
Vorfeld
der
FDJ-Kulturkonferenz
führte:"
Wir
wollen
nicht
allgemein
und
verbindlich
sein".
Dass
Bauernecho
schrieb
am
8.4.83:"
Stern-Stunden
kommen
nicht
aus
heiterem
Himmel"
.
Unser
Anliegen:
eine
Volksband
zu
sein"
,
war
am
6.8.1986
in
der
Sächsischen
Zeitung
zu
lesen
und
knapp
drei
Wochen
später
meldete
die
Junge
Welt:
"Musik
für
Ohren und Beine"
.
Für
die
Chronisten
jedoch
kann
bereits
der
Gründungstag
und
die
Schreibweise
von
STERN
MEIßEN
bzw.
STERN
COMBO
MEIßEN
Rätsel
aufgeben.
Selbst
wenn
ich
betone,
das
diese
STERN-MEIßEN-
Story
von
Martin
Schreier
autorisiert
ist,
Fakten
und
Daten
also
stimmen
dürften,
findet
mancher
Leser
gewiss
Details,
die
er
anders
in
Erinnerung
hat
oder
eben
aus
heutiger Sicht differenzierter beurteilt
Es begann mit altdeutschen Schlagern (1964 – 1970)
Ein
Jüngling
von
15
Jahren
hatte
wieder
mal
seine
Bande
versammelt,
schwärmte
von
den
Beatles
und
den
Rolling
Stones
und
gab
die
Order
aus:
„Wir
machen
eine
eigene
Band
auf".
Gesagt,
getan.
Alte
Radios,
das
war
damals
so
üblich,
wurden
besorgt
und
in
den
Stand
eines
Verstärkers
für
Gitarren
und
Mikrofone
erhoben.
Den
Jungmusikern
bot
sich
die
Gelegenheit,
glitzernde
Notenpulte
mit
dem
Namen
"Stern
Combo
Meißen"
zu
übernehmen
(eine
Tanzkapelle
löste
sich
gerade auf).
Damit
hatten
sie
nicht
nur
ein
schickes
Combo
–
Requisit,
sondern
gleichsam
auch
einen
Bandnamen.
Am
24.9.1964
war
es
dann
soweit:
Die
(neue)
STERN
COMBO
MEIßEN
trat
zum
ersten
Mal
öffentlich
auf:
zu
einem
Rentnervergnügen
im
Luftbad Spaar bei Meißen!
Wir beaten bis wir Profis sind (1970 – 1975)
Schon
in
den
Gründerjahren
der
STERN
COMBO
gehörte
es
zu
den
konzeptionellen
Tugenden
des
Bandchefs,
immer
am
musikalischen
Ball
zu
sein.
Die
große
Zeit
der
Bläser
war
angebrochen,
was
Wunder,
wenn
die
Meißner
dem
Ruf
der
Zeit
folgten.
1970
hatte
die
Band
noch
bescheidene
Quartett-Dimension,
im
Herbst
des
gleichen
Jahres
verdoppelte
sich
das
spielende
Personal.
Bläser
wurden
nun
das
Aushängeschild.
Drei
Jahre
dauerte
die
Bläser-
Phase,
und
mit
Veronika
Fischer
stand
sogar
mal
für
eine
kurze
Zeit
eine
Sängerin
am
Solisten-
Mikrofon.
1973
kam
dann
ein
Studierter
(Thomas
Kurzhals)
in
die
Band,
der
–
obwohl
erst
im
3.Studienjahr,
sich
an
die
Großen
der
sogenannten
E-Musik
wagte.
Der
1.
und
2.
Satz
von
Händels
Concerto
Grosso
wurde
neu
aufgelegt,
und
mit
Mussorgskis
"Die
Nacht
auf
dem
kahlen
Berg"
entstand
1975
die
erste
Aufnahme.
"Finnladia“von
Sibelius
und
die
"Rhapsodie
in
Blue"
folgten.
Martin
entschloss
sich,
das
musikalische
Konzept
zu
ändern.
Die
Gitarre
flog
raus,
dafür
spielten
zwei
Keyboarder,
manchmal
sogar
drei.
Die
STERN
COMBO
trat
in
der
renommierten
Veranstaltung
des
Dresdner
Kulturpalastes
"Die
Orgel
von
Bach
bis
Beat"
auf,
arbeitete
an
der
Filmmusik
zu
"Hostess"
und
fand
in
Reinhard
Fißler
(973)
einen
neuen
Sänger.
Von
nun
an
war
STERN als Profi Kapelle zugange.
1976 - Die große Zeit der Konzepte (1975-1979)
Galt
die
STERN
COMBO
MEIßEN
vor
dieser
Phase
eher
als
Geheimtipp
und
blieb
medial
und
überregional
unbeachtet,
wurden
einige
Kollegen
plötzlich
wach.
Da
waren
Musiker,
die
nahmen
sich
einen
Mussorgski
her,
werkelten
an
einem
Sibelus
und konzipierten sogar Konzeptalben.
1976
war
es,
als
ein
junger
dynamischer
Produzent
unter
Androhung,
dass
er
nie
wieder
seinen
Schreibtisch
aufsuchen
werde,
durchsetze:
„Der
Kampf
um
den
Südpol"
wird
produziert.
Der
heutige
Chefproduzent
Jugendmusik
im
Rundfunk,
Walter
Cikan,
und
seine
Mitstreiterin
Luise
Mirsch
begannen
in
die
Geschichte
und
Geschicke
der
STERN
COMBO
MEIßEN
einzugreifen.
Die
schönste
Zeit,
so
Martin
Schreier
1988,
begann.
Das
Nachspielen
hatte
sich
erledigt,
die
eigene
Musik
bestimmte
nun
das
Repertoire
der
Combo.
Neben
der
Adapterei
schrieben
und
produzierten
Reinhard
Fißler
(voc),
Lothar
Kramer
(keyb),
Thomas
Kurzhals
(keyb),
Bernd
Fiedler
(bg),
Martin
Schreier
(ld,
dr)
und
Norbert
Jäger
(keyb,
perc)
auch
kürzere,
radiogerechte Titel.
1975
erschienen
auf
einer
Single
„Söhnchen
und
„Hoch
war
der
Berg.
Zwei
Jahre
später
folgte
die
1.LP
mit
dem
Titel
„Stern
Combo".
Es
war
auch
die
Zeit
der
Wettbewerbe
und
Rhythmusaktionen
(Veranstaltungen,
in
denen
der
Rundfunk
kontinuierlich
die
interessantesten
Gruppen
zusammenfasste
und
mitschnitt).
Von 1976 bis 1979 nahm STERN daran teil.
1976
gab
es
gleich
zwei
Silbermedaillen
beim
Interpretenwettbewerb
in
Karl-Marx-Stadt.
Die
eine
war
für
„Poetisches
Konzert
Nr.1",
das
sie
zusammen
mit
Annekathrin
Bürger
und
Rolf
Römer
gestalteten,
und
die
zweite
für
ihr
Konzertprogramm
mit
Adaptionen.
Bestechend
damals
das
Sound–
und
Lichtkonzept.
STERN
MEIßEN
führte
als
erste
DDR-Band eine quadrophone Beschallung vor.
Ein
Jahr
später
gab
es
noch
mal
„Gold
bei
der
Leistungsschau
der
Unterhaltungskunst
und
ein
neues
Bandmitglied:
Werther
Lohse
fand
zwischen
1978
und
1979
seine
musikalische
Heimstatt
bei
den
Meißnern.
In
diesen
Abschnitt
der
Bandgeschichte
fällt
auch
die
Aufführung
des
rocksinfonischen
Werkes
„Weißes
Gold"
–
jene
Geschichte
um
den
Porzellanerfinder Böttger.
1979
erschien
gleichnamige
LP,
und
noch
im
selben
Jahr
folgte
STERNS dritte Langspielplatte „Der weite Weg".
Weg mit der Combo (1979-1984)
Es
ist
nahezu
symptomatisch
für
die
Schreier
Band:
Immer
wenn
sich
eine
Spielrichtung
erschöpft
hatte,
alles
ausprobiert
schien
oder
ganz
einfach
etwas
anderes
modern
wurde,
stellte
sich
die
Band
darauf
ein.
Nach
den
Jahren
zweigleisiger
Arbeit
entschied
man
sich
für
die
kürzeren
Songs,
und
aus
dem
Bandnamen wurde die "Combo" gestrichen.
Neue
Musiker
kamen:
Uwe
Haßbecker
(g,
ab
1981),
Peter
Rasym (bg, ab 1980), Michael Behm (dr, voc ab 1979).
STERN
MEIßEN
wurde
Stammgast
in
den
einschlägigen
Rundfunkwertungssendungen
und
stellte
mit
Rasym,
Kurzhals,
Haßbecker
die
Musiker
des
Jahres.
„Also
was
soll
aus
mir
werden/Die
Erde
schweigt
(1980);
"Stundenschlag/leben
möchte`
ich
(1982)
wurden
Hits.
Martin
Schreier
fing
an
zu
singen.
Das
war
neu.
Die
Kritiker
kritisierten,
doch
der
Band
bestätigte
sich
damit
ihre
Wandlungsfähigkeit.
Es
erschien
das
Konzeptalbum
„Reise
zum
Mittelpunkt
des
Menschen
(1981)
und die 5. LP "Stundenschlag" (1982).
Im
gleichen
Jahr
gab
es
beim
Dresdner
Schlagerfestival
einen
1.Preis,
und
Reinhard
Fißler
verließ
STERN
MEIßEN.
Für
viele
war das unfassbar.
In
einer
UK-Kritik
über
die
„Stundenschlag"
–
LP
kann
man
nachlesen:
"
…
eins
steht
fest.
Es
fehlt
ab
jetzt
eine
Klangfarbe
im
Spektrum
der
DDR-Rockmusik
…
Ein
bisher
nicht
erfüllter
Anspruch
wurde
zurückgenommen
und
reduziert
auf
eine
musikalisch
belanglose
Ebene,
so
zwischen
Disco-Jazz-Funky
usw."
Martin
aber
folgte
seiner
Linie:
"Wenn
etwas
zur
Gewohnheit
wird, dann muss man anfangen, nachzudenken."
1982 - Schreier-Sturzflug oder
Joker Ralph kommt (1984- ?)
Es
ereignete
sich
gegen
Mitternacht
im
Musikantenklub
der
83er FDJ-Werkstattwoche Tanzmusik.
Die
Hallenser
Band
"Joker"
zog
alle
in
Suhl
anwesenden
Musiker in ihren Bann.
STERN
MEIßEN
–
Chef
Schreier
stand
auch
dabei
und
sprach
zwischendurch
mit
dem
Sänger
der
Band.
Am
nächsten
tag
war
es
rum:
"Der
Schreier
kauft
Ralph
Schmidt
ein.
Das
ist
der
Untergang
von
STERN
MEIßEN.
Der
passt
doch
gar
nicht
dazu
…."
Es
wurde
orakelt,
geargwöhnt,
gelächelt.
Dem
Spott
folgte
bald
das
Eingeständnis:
„Schreier
hat
wieder
mal
den
richtigen
Riecher
gehabt."
Die
Band
hatte
nun
ihren
neuen
Frontmann
und
Ralph
Schmidt
eine
Band,
die
ihn
forderte,
zugleich
aber
auch
ungeahnte
Möglichkeiten
eröffnete.
Der
Personalwechsel
erfolgte mit Konsequenz.
Mattias
Philipp
kam
ans
Schlagzeug.
Andreas
Bicking
stieg
als
Keyboarder,
Saxophonist
und
Sänger
ein.
Und
als
1987
die
7.LP
unter
dem
Titel
"Taufrisch"
erschien,
da
hieß
die
Besetzung:
Ralph
Schmidt
(voc),
Andraes
Bicking
(keyb,
sax,
voc),
Michael
Lehrmann
(g),
Axel
Schäfer
(bg),
Frank
Schirmer
(dr).
Auch
diese
personelle
Konstellation
wurde
von
vielen
mit
Skepsis
aufgenommen.
Schließlich
hatten
Rasym
und
Kurzhals
nicht
unmaßgeblich
das
STERN
MEIßEN
Bild
geprägt
…
Das
Spiel
zwischen
Frust
und
Freude
fand
erneut
statt.
Zumal
sich
Ralph
Schmidt
als
IC
in
atemberaubender
Geschwindigkeit
einen
Stand
beim
jugendlichen
Publikum
ersang,
der
seinesgleichen suchte.