12. LP PUHDYS "Das Buch"
Melodie & Rhythmus 08/1984
Autor:Stefan Lasch
Das
Buch“,
die
zwölfte
LP
der
PUHDYS,
ist
ein
nachdenken
über
unsere
Zeit,
über
Menschen,
über
den
großen
und
kleinen
Frieden.
Gegliedert
in
zehn
Kapitel
sind
es
Erfahrungen
zwischen
Rock
`n`
Roll
und
Kriegsangst
oder,
um
im
Heine
–
Gestus
des
2.
Titels
der
A
–
Seite
zu
formulieren,
`Nachtgedanken`.
Und
das
scheint
mir
auch
der
inhaltliche
Kern,
die
Absicht
dieser
LP
zu
sein,
den
Hörer
anzuregen,
dieses
Nachdenken
mit
eigenen
historischen,
persönlichen
und
aktuell
–
politischen
Erfahrungen
anzureichern.
Da
stehen
Titel,
die
sich
mit
dem
Alt
–
Werden
nicht
nur
im
physischen
Sinn
beschäftigen
neben
Liedern
für
das
Leben,
für
den
Frieden.
So
unterschiedlich
die
Inhalte
dieser
LP,
so
unterschiedlich
auch
die
Qualität
und
Machart
der
einzelnen
Kapitel,
sprich
Titel.
Wenn
sich
bei
der
„Elften“
aktuelle
musikalische
Tendenzen
abzeichneten,
so
ist
das
„Buch“
eher
als
traditionell
zu
bezeichnen.
Das
mag
Neuhits–Fetischisten
verärgern,
ich
empfinde
es
aber
als
durchaus
legitim,
wenn
eine
Band,
die
ihre
Ausdrucksskala
gefunden
hat,
immer
wieder darauf zurückgreift.
Die
LP
beginnt
mit
„1984“,
einem
Instrumentalstück,
dessen
Inhalt
jeder
selbst
ausdeuten
sollte.
Ich
werte
es
als
wirkungsvolle
Vorspann
–
bzw.
Blendenmusik.
Einen
Text
–
Musik
–
Kontrast
liefert
„Ich
will
nicht
vergessen“
(Birr,
Meyer
/
B.
Lasch).
Liest
man
den
Text,
so
baut
sich
die
Erwartung
nach
einem
schwergewichtigen
Rockwerk
auf.
Doch
Dieter
Birr
und
Peter
Meyer
brechen
die
Heine
–
Adaption,
indem
sie
locker,
beschwingte,
mitmachfreundliche
Töne
setzten.
Ich
kann
mir
gut
vorstellen,
das
die
Zeile
„
…
ich
will
nicht
vergessen“
sehr
schnell
und
lautstark
vom
PUHDYS
–
Fan
mitgesungen
werden.
Ein
Wirkungsmechanismus,
der
nicht
der
schlechteste
ist.
„Die
Wärme
der
Nacht“
(Hertrampf
/
W.Tilgner)
verriet
mir
dagegen
kaum
etwas
wirkungsvolles.
Es
ist
anzunehmen,
dass
dieses
Stück
wegen
der
gesanglichen
Abwechslung
–
Dieter
Hertrampf
singt
–
auf
die
Platte
kam.
Allerdings
aufregend
ist
es
nicht,
ein
Ruhepunkt
?
In
„Angstverkäufer“
(Birr,
Meyer
/
K.Taubert)
wird
noch
einmal
wie
im
vorangegangenen
Titel
mit
Reggae
–
Elementen
geliebäugelt
und
kaum
merklich
zur
PUHDYS
–
typischen
Vierviertel
–
Markierung
übergegangen.
Leider
kleben
die
Bläser
zu
sehr
an
den
Vierteln,
so
das
alles
etwas
hausbacken
wirkt.
Geschickt
dagegen
die
Geschichte,
die
erzählt
wird.
Bilder, die keiner Übersetzung bedürfen.
Ein
anderes
Nachdenken
wird
in
„Die
Boote
der
Jugend“
(Birr,
Meyer
/
Birr)
vollzogenen,
wenngleich
auch
nur
mit
musikalisch
durchschnittlichen
Mitteln.
Verstehen
wir
es
als
Vorspiel
zu
„Das
Buch“,
die
neue
Hymne
der
PUHDYS.
Es
lässt
sich
darüber
streiten,
ob
nun
Dieter
Birr
als
Sprecher
unter
die
Haut
geht,
den
Vorwurf
der
schlechten
„ch“
–
Sprechweise
muss
er
sich
gefallen
lassen.
Hier
fehlt
mir
Pathos,
das
eigentlich
beabsichtigt
war
und
durch
den
chorisch
angelegten
und
ausklingenden
Optimismus
auch
vorgeführt wird.
Gleich
wie
man
die
Details
beurteilt,
ich
finde
solche
Lieder
wichtig
und
emotional
erregend.
Vielleicht
nicht
gerade
zu
Haus
unter
Kopfhörern,
dafür
aber
umso
mehr
im
Konzert unter vielen.
Ich
weiß
nicht,
ob
es
den
PUHDYS
langsam
auf
die
Nerven
geht,
die
Wortspielereien
mit
ihrem
Alter.
Die
„Rockerrente“
ist
die
ironische
Antwort.
Auf
Titulierungen
wie
„Altrocker“
kann
man
eben
nur
mit
Reimereien
wie
„Leib
und
Soul“
auf
„Rock`n`
Roll“
oder
mit
„Rockerrente“ auf „Ente“ reagieren.
Mein
einziger
Kommentar
zu
diesem
Stück:
„Es
ist
das
einzig
Wahre,
sie
rocken
bis
zur
Bahre“.
Nach
dem
charakteristischen
PUHDYS
Gitarrenschluss
der
„Rockerrente“,
folgt
der
Keyboard
–
Einstieg
zu
„Niemand
wird
so
wieder
werden“
(Jeske
/
C.Din),
das
dritte
Durchschnittslied
dieser
Platte.
Raffinierter
dagegen
die
„Bauernhochzeit“
(Birr,
Meyer
/
Birr),
weil
nicht
so
gemeint,
wie
es
sich
gedruckt
liest.
Diesen
Titel
muss
man
eben
mit
der
Musik
genießen.
Bleibt
nur
zu
hoffen,
das
sich
der
eine
oder
andere
Bauer
nicht
getroffen fühlt und gegen den Text zu Felde zieht.
Mit
„Schlaf
mit
mir“
(Birr,
Meyer
/
Birr)
dürfte
den
PUHDYS
wieder
ein
Stück
tanzbare
Musik
gelungen
sein,
das
seine
Berechtigung
durch
den
Einsatz
in
Diskotheken
erhält.
Der
letzte
Titel
dieser
LP
„Das
Märchen“
(Birr,
Meyer
/
B.
Lasch)
erinnert
zunächst
musikalisch
an
„Alt
wie
ein
Baum“
und
konfrontiert
mit
dem
schöpferischen
Problem:
Anspruch und Realität beim Schreiben von Liedern.
Wenn
die
„Zwölfte“
der
PUHDYS
auch
nicht
einen
spontanen
Lobesschrei
loslässt,
so
liegt
das
auch
an
ihrer
Vorgängerin.
„Das
Buch“
reiht
sich
ohne
zu
klemmen,
aber
auch
ohne
besonderen
Glanz
in
die
Plattensammlung
mit
dem
Aufdruck
PUHDYS
ein.
Jeder
kann
sich
seine
Kapitel
herausnehmen,
hat
die
Chance,
über
Banalitäten
und
Absichten
zu
streiten,
findet
auf
–
und
anregendes.
Vielleicht
sehe
ich
das
falsch,
aber
es
schiene
mir
doch
recht
vermessen,
Enttäuschung
zu
formulieren
und
die
„Computerkarriere“
außer
acht
zu
lassen.
„Das
Buch“
klingt
genauso
gut,
hat
mindestens
zwei
Hits
und
den
Zeitgeist,
den
wir
von
engagierter
Rockmusik
erwarten.
Darüber
zu
sinnieren:
da
hätten
sie
doch;
warum
dies
und
jenes
nicht;
wo
bleibt
das
Maßstabsetzen,
halte
ich
für
Zeitverschwendung.
Mit
15jähriger
Rockerfahrung
wissen
die
PUHDYS
wohl
selbst
am
besten, was sie auf der 13. LP bringen müssen, um sich nicht unterkriegen zu lassen.